Ich darf mich
wieder einmal an Sie wenden, zwar wissend, dass sich leider seit Jahren nichts
ändert, aber möchte auch nicht, dass Stillschweigen als Akzeptanz
missinterpretiert wird.
Daher meine
offizielle Beschwerde wegen geschlechtsorientierter Diskriminierung gegen
Männer bei den aktuellen TV-Spots i) Iglo Green Cuisine, ii) Neradin, iii) Spar
Veggie, iv) Hervis Frühling
Damit erneuere ich meine bereits seit Jahren geäußerte Kritik und Appell, endlich aufzuhören, Männer
in TV-Filmen als „Looser-Typen“ darzustellen, die nur mehr hilfsbedürftig, entscheidungsschwach,
zögerlich, fremdbestimmt, objekthaft, weinerlich, tollpatschig, dumm, hilflos,
verweichlicht, peinlich, kindlich unreif, etc. agieren, als narratives Beiwerk
dienen und/oder als objekthafte Projektionsflächen.
i)
Iglo
Green Cuisine. Hierin wird
der Vater als eine Person dargestellt, die auf die Fragen seiner Tochter keine
Antworten weiß und grundsätzlich von nichts eine Ahnung hat. „Was weißt Du
nicht?“
ii)
Neradin.
Schon die einleitenden Analogien von Erektionsproblemen sind semantisch hanebüchen,
am Ende liegt ein Mann als Referenz-Sex-Objekt im Bett, eine Frau im Negligé
belehrt uns „Jetzt macht es endlich wieder Spaß mit ihm“
iii)
Spar
Veggie. Girlband im Studio bei Tonaufnahmen. Wer stört mit dem Essenssnack? Der
unbeholfene – erwartbar - männliche Ferialpraktikant. Typisch, dass der junge
Mann bei der Benefit-celebration am Ende gar nicht mehr ins Bild kommt. Essen
darf er liefern aber dann möglichst verschwinden.
iv)
Hervis
Frühling. Ein vom Gesicht- und Kopfhaar pseudo verwildeter Mann fährt mit
Rosenbewuchs bekleidet einen See entlang und verkündet den Wadeln-Frühling
Bei all den
obigen 4 Beispielen (es gäbe leider viel mehr) genügt ein schneller Gegencheck:
Stellen Sie sich
all diese TV Spots in umgekehrt dargestellten Geschlechterrollen vor:
i)
Iglo
Green Cuisine. Mutter, die keine Ahnung hat und nichts weiß
ii)
Vagisan
Scheidentrockenheit mit Frau Ann-Marlene Henning, am Ende des TV Spots eine
Frau im Bett und ein Mann in die Kamera feststellend: „Jetzt macht es endlich
wieder Spaß mit ihr“
iii)
Spar
Veggie mit einer unbeholfenen und einfältig lieben weiblichen Praktikantin, die
zum Servieren (nicht des Kaffees aber) der Snackbrote, Männer im Tonstudio bei
der Arbeit stört und nach der Aburteilung (siehe Gesichtsausdruck der im Spar
Veggie Film vorkommenden Frauen) in der Versenkung verschwindet.
iv)
Hervis
Frühling – brauch ich nicht weiter ausführen.
Der kurz skizzierte Rollentausch bei den angeführten TV-Filmchen würde
innert von Minuten einen (sozial) medialen Aufschrei wegen inakzeptabler Darstellung
von Frauen/Mädchen nach sich ziehen, samt Beendigung der Ausstrahlung und
gefolgt von ellenlangen Entschuldigungen der verantwortlichen Firmen.
Wenn es jedoch für Frauen/Mädchen nicht akzeptabel wäre, warum lassen Sie
es dann für Männer/Burschen zu?
Mit dieser Männer
sexistisch diskriminierenden Darstellung ist einer neutralen
Opportunitätschance der gesellschaftlichen Gestaltung nicht nur nicht gedient,
sondern werden und wurden problematische Ausgangsbedingungen für die Zukunft
geschaffen, besonders hinsichtlich männlicher Identitätsfiguren.
Falls die
Entscheidungsträger (m/w) der Österreichischen Werbewelt eventuell meinten,
dieser seit Jahren feststellbare Pendelschlag gegen die neutrale oder einfach
männliche Darstellung sei gerechtfertigt aufgrund der Praxis der Jahre zuvor,
so rufe ich einen Ausspruch von Ghandi in Erinnerung: „Aug um Aug läßt die Welt
erblinden“.
Stärke hieße,
dass die Vorzüge beider Hauptgeschlechter positiv dargestellt werden oder wie
es im Talmud zum Nachlesen wäre: „Zwei können drei Mal so viel tragen wie
einer“ oder eine.
Es ist höchst an der Zeit, wieder Männer zu
zeigen, die entscheidungsstark, selbstbestimmt, vorausschauend handelnd und
(gesellschaftlich) aktiv gestaltend zu u.a. beworbenen Produkten greifen, um
ihre Konsumentenbedürfnisse zu befriedigen. Und ja, es gibt auch noch
heterosexuelle Männer / Frauen, die in der Werbung (die gesamte Gesellschaft
abbildend) vorkommen dürfen.
Die eingebrachten Beschwerden wurden als offensichtlich unbegründet abgewiesen. Demnach stellen wir die Beschwerden ohne weiteres Verfahren ein (siehe auch Verfahrensordnung Artikel 9 (1), www.werberat.at/verfahrensordnung.aspx).
Die Prüfung wurde von einem „Kleinen Senat“ (Artikel 9 (2)) durchgeführt und erfolgte auf Basis des Ethik-Kodex der Österreichischen Werbewirtschaft.