AMA-Michkühe

01.11.2019


Bild

Ich möchte mich über eine Werbeanzeige für das AMA Gütesiegel beschweren. Geschalten wird diese ganzseitig in auflagenstarken Printmedien wie der Krone Bunt oder der Heute. Zu sehen ist das Foto eines Rindes in einem Laufstall an einer Kratzbürste. Dieses Foto ist seitenfüllend. Dazu lautet der Text: „ICH SCHAU AUFS TIERWOHL. GANZ GENAU. Wenn ich aufs AMA Gütesiegel schau.“ Und weiter: „Wer aufs AMA-Gütesiegel schaut, schaut auch auf das Wohl von Milchkühen. Kühe mögen ihre Laufställe, in denen sie sich frei bewegen – und nach Lust und Laune von der Kuhbürste massieren lassen.“ Diese Aufmachung muss von Konsumentinnen und Konsumenten so verstanden werden, dass Milch, die mit dem AMA-Gütesiegel ausgelabelt ist, von Kühen stammt, die sich in Laufställen frei bewegen konnten und die Zugang zu einer Kratzbürste hatten. Soweit ich das den AMA-Richtlinien entnehmen kann, trifft aber beides nicht zu. 1) Kratzbürste Der Zugang zu einer Kratzbürste ist in den AMA-Richtlinien nicht vorgeschrieben. Richtig wäre also die Werbebotschaft: „Wenn man Milch, die mit dem AMA-Gütsiegel ausgelabelt ist, kauft, dann kann nicht ausgeschlossen werden, dass die Kühe Zugang zu einer Kratzbürste hatten.“ Das ist aber inhaltlich etwas ganz anderes als die Botschaft im vorliegenden Sujet. Mir ist keine vermarktete Milch bekannt, bei der ausgeschlossen werden könnte, dass die Kühe Zugang zu einer Kratzbürste gehabt haben. Das ist also in keinster Weise ein besonderes Merkmal der mit dem AMA Gütesiegel vermarkteten Milch. 2) Laufstall Eine Laufstall-Haltung ist in den AMA-Richtlinien nicht vorgeschrieben. Vielmehr bekommt auch Milch, die von Kühen stammt, die in Anbindehaltung gestanden sind, das AMA Gütesiegel. Mit anderen Worten Kühe, die sich 275(!) Tage im Jahr nicht frei bewegen konnten, sondern sich mehr oder weniger nur hinlegen und aufstehen konnten, weil sie angekettet waren. Und auch die Milch, von Kühen, die in dauernder Anbindehaltung gestanden sind, wird mit dem AMA-Gütesiegel ausgezeichnet. In diesem Fall konnten sich die Kühe 365(!) Tage im Jahr nicht frei bewegen konnten, sind also ununterbrochen und ohne Pause angekettet und zur Bewegungslosigkeit verdammt. Die Wahrheit wäre also die Werbebotschaft: „Wenn man Milch mit dem AMA-Gütesiegel kauft, dann kann nicht ausgeschlossen werden, dass diese von Kühen stammt, die sich auch manchmal frei bewegen konnten.“ Auch in diesem Fall kenne ich keine auf dem Markt befindliche Milch, auf die das nicht zutreffen würde. Mit anderen Worten jede x-beliebige Milch erfüllt dieses Kriterium. Aus meiner Sicht suggeriert diese Werbung eine Qualität des Produkts, über die dieses Produkt nicht verfügt. Oder anders gesagt: Die Konsument_innen werden in die irre geführt, weil sie dazu veranlasst werden, zu glauben, dass sie – wenn sie zu Milch mit dem AMA Gütesiegel greifen – sicherstellen, dass sich die Kühe frei bewegen konnten und „nach Lust und Laune“ eine Kratzbürste verwenden konnten, was aber nicht zutreffend ist. Ich bitte den Werberat um Prüfung.


Bild

Die eingebrachte Beschwerde fällt nicht in den Zuständigkeitsbereich des Österreichischen Werberates. Der/die Beschwerdeführer/in wurde davon in Kenntnis gesetzt und informiert, welche Institution sich der Angelegenheit annimmt. Das Beschwerdeverfahren ist hiermit abgeschlossen.