Plakat Wiener Festwochen

17.05.2022


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Die eingebrachte Beschwerde fällt nicht in die Zuständigkeit des Österreichischen Werberates. Der ÖWR zeichnet ausschließlich für die inhaltliche Beurteilung von Wirtschaftswerbung, anhand des Ethik Kodex der Werbewirtschaft, zuständig, nicht jedoch für Kunst- & Kulturveranstaltungen. Der/die Beschwerdeführer/in wurde davon in Kenntnis gesetzt. Der Beschwerdefall ist hiermit abgeschlossen.



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Sehr geehrte Damen und Herren,

gegen das Plakat – s. Anhang – der Wiener Festwochen lege ich Beschwerde ein. Das Foto wurde gestern, 15. 05. 2022 in Wien am Schwedenplatz aufgenommen. Das Bild verletzt Menschenwürde, ist sexistisch und unethisch. Eine ähnliche Pose von einem jungen Mann eingenommen ist als Werbung schwer vorstellbar, also ist es auch diskriminierend. Wie alles, was gender-vertauscht nicht vorstellbar ist, transportiert es hegemoniale Männlichkeit .

Beschreibung:

Das Bild stellt eine junge Frau dar, die mit geschlossenen Augen, geöffneten Schenkeln, mit einem hochgerutschten Mickey-Mouse-Kleid, das den Blick auf die Unterhose freigibt, halb bekleidet auf einem Boden liegt. Der Boden wirkte auf mich im ersten Eindruck lieblich, erweist sich bei näherem Hinsehen aber als offenbar harter, verschmierter Untergrund, auf dem kurze rote Streifen verteilt sind, von denen einer in Pfeilform dezent aber direkt in den „Schritt“ der Frau zeigt, der in etwa auf der Mittelachse des Plakates liegt.

Nun steht zwar klein am rechten Rand, mit diffusen Körperfarben unterlegt, der Name einer Künstlerin, "XY" und „Madama Butterfly“ und das Ganze will für eine Festwochenproduktion werben. Das ändert nichts daran, dass es ein Bild der Verfügungsmacht der Männer über Frauen darstellt. Laut Festwochentext im Internet geschieht das angeblich, um genau diese Gewalt(en)verteilung zu demaskieren: „Während die Frau exotisierend charakterisiert wird, ihre Hingabe bis zur Selbstaufgabe führt, zeichnet der Verlauf der Romanze eine Verherrlichung der Potenz des westlichen Mannes. Die junge Theatermacherin XY dreht den Spieß um und demaskiert dadurch diese rassistischen und sexistischen Projektionen“ (https://www.festwochen.at/madama-butterfly)

Dieses Plakat wirbt mit genau dieser Verführungskraft sexistischer Projektionen. Zu behaupten, man wolle das nicht und arbeite dagegen, ist entweder Selbstbetrug, Irrtum oder Unkenntnis der Funktionsweisen von Verführung.

Vermutlich werden die Verantwortlichen für dieses Plakat mit „Freiheit der Kunst“ argumentieren. Aber wenn ich Madam Butterfly sehen wollen würde, dann begäbe ich mich in die Räume der Kunstausübung. Auf einem öffentlichen Platz wie dem Schwedenplatz werde ich mehr oder weniger gezwungen, dieses Plakat im Blickfeld zu haben. Freiheit der Kunst heißt auch, dass ich die Freiheit habe zu wählen, ob ich diese Kunst konsumieren möchte oder nicht. Und außerdem wird wohl kaum ein labiler Jugendlicher oder Mann, der da vorbeigeht denken, „ACHja, Oper“. Und die jungen Frauen, die es sehen, müssen einmal mehr zur Kenntnis nehmen, in welch destruktiver, zerstörter Pose sie werbeträchtig sind: schlafend,liegend, mit geschlossenen Augen oder tot. Dass Butterfly hier schon tot ist wissen zwar Emma und Otto Normalverbrauch kaum. Dass eine Frau eigenmächtig und selbstbestimmt handeln kann, vermittelt das Plakat aber sicher nicht.

Ich ersuche, dieses Plakat zu beanstanden und zu erreichen, dass es entfernt wird!

Mit besten Grüßen