Entscheidung:
Der Österreichische Werberat sieht im Falle der beanstandeten
Werbemaßnahme „Freizeitsorgen“ der Wiener Städtischen keinen Grund zum
Einschreiten.
Begründung:
Die klare Mehrheit der Werberäte und Werberätinnen spricht sich bei der
Werbemaßnahme (TV-Spot) „Freizeitsorgen“ von der Wiener Städtischen für keinen
Grund zum Einschreiten aus.
Der TV-Spot unter dem Slogan „Freizeitsorgen – #einesorgeweniger“ zeigt
ein Mädchen mit ihrem Vater im Skatepark. Ehe der Vater den Vorschlag
ausspricht, woanders hinzugehen, steht das Mädchen auch schon am Skateboard und
fährt gekonnt die Halfpipes hinunter. In der Abschlusssequenz findet sich das
Mädchen mit ihrem Vater im Krankenhaus, welcher plötzlich einen Gips am Arm trägt.
Eine Geschlechterdiskriminierung zu Lasten von Männern, kann dabei ich
nicht erkannt werden. Vielmehr zeigt der Spot eine verantwortungsbewusste
Person, die um das Wohl des Mädchens besorgt ist, welches Interesse an einer
nicht ungefährlichen Sportart bekundet.
Zudem werden im Spot auch männliche Skateboarder gezeigt und ein Mädchen, das
vermeintliche stereotypische Rollen, durch Mut und Behauptung einer oft
männlichen dominierten Sportart, aufbrechen lässt.
Eine Verletzung des Ethik-Kodex der Werbewirtschaft kann nicht erkannt
werden, da grundlegende Sorgen die Eltern um ihre Kinder haben angesprochen
werden - ohne eine Diskriminierung bzw. Unterwerfung eines Geschlechts dabei zu
erzeugen. Dass sich der Vater im Rahmen einer humoristischen Pointe der
Geschichte verletzt, lässt ebenfalls keine entwürdigende oder diskriminierende Darstellung
erkennten. Umso mehr wird nochmals der Mut und die Fähigkeiten von Kindern
beleuchtet.
.
Wiener
Städtische Versicherung, TV-Film „Skateboard-Tochter“
Hierin sollte strategisch das „Self-Empowerment“ eines
Mädchens in einem Skateboardpark thematisiert werden.
Wiederum wird hierbei der begleitende Vater als
Bedenkenträger, entscheidungsschwach, demotivierend, zögerlich und
hauptsächlich als „Problem-Setup“ dargestellt, der sich in der bloßstellenden
„Logik“ des TV-Films am Ende natürlich auch noch den Arm brechen muss (ist ja
ein Versicherungsfilm) und sich von der Tochter beim Weggang aus dem Spital
dazu auch noch maßregeln lassen muss.
Stellen Sie sich diese
Konstellation in vertauschten Rollen vor und ich bin sicher, Sie hätten einen
medialen Aufschrei, wie man(n) sich traut, heutzutage in dieser Art und Weise
eine Frau und Mutter darzustellen.
Der Verweis auf den vorangegangen TV-Film der gleichen
Versicherung mit dem drohenden Verspeisen eines Regenwurms durch einen Burschen
in gefühlter Präsenz der Mutter ist unzulässig, da hierbei eine kindliche
Selbsterkenntnis ohne Schlechtermachung der Mutter erfolgt. Im Übrigen, bei
angewandter Analogie, hätte sich beim Skateboard Film am Ende das
ausprobierende Mädchen verletzen müssen, um selbst zu erfahren, daß Spaß auch
Risiko beinhalten kann.
(Self-)Empowerment kann ohne diskriminierende Darstellung
des Gegenübers stattfinden, sondern durch das alleinige Herausstreichen der
jeweiligen Stärken – egal ob Bub oder Mädchen, Frau oder Mann.
Bei all diesen
Beispielen genügt eine schneller Gegencheck:
Stellen Sie
sich all diese TV Spots in umgekehrte dargestellten Geschlechterrollen
vor. Sie hätten einen (sozial) medialen Aufschrei wegen inakzeptabler
Darstellung von Frauen/Mädchen.
Wenn es jedoch
für Frauen nicht akzeptabel wäre, warum lassen Sie es dann für Männer/Burschen
zu?
Mit dieser
Männer sexistisch diskriminierenden Darstellung ist einer neutralen m/w/d Opportunitätschance
der gesellschaftlichen Gestaltung nicht nur nicht gedient, sondern werden und
wurden problematische Ausgangsbedingungen für die Zukunft geschaffen, besonders
hinsichtlich männlicher Identitätsfiguren.
Falls die
m/w/d Entscheidungsträger der Österreichischen Werbewelt eventuell meinten,
dieser seit Jahren feststellbare Pendelschlag gegen die neutrale oder einfach
männliche Darstellung sei gerechtfertigt aufgrund der Praxis der Jahre zuvor,
so rufe ich einen Ausspruch von Ghandi in Erinnerung: „Aug um Aug läßt die Welt
erblinden“.
Stärke hieße,
dass die Vorzüge beider Hauptgeschlechter positiv dargestellt werden oder wie
es im Talmud zum Nachlesen wäre: „Zwei können drei Mal so viel tragen wie
einer“ oder eine.
Es ist höchst
an der Zeit, wieder Männer zu zeigen, die entscheidungsstark, selbstbestimmt,
vorausschauend handelnd und (gesellschaftlich) aktiv gestaltend zu u.a.
beworbenen Produkten greifen, um ihre Konsumentenbedürfnisse zu befriedigen.
Mit Dank und besten Grüßen,
N.N (Vater von
2 Söhnen und von 2 Töchtern)“