A1 Alpinnotfall 5G

19.11.2021


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Entscheidung:
Der Österreichische Werberat spricht im Falle des beanstandeten TV-Spots von A1 die Aufforderung in Zukunft bei der Gestaltung von Werbemaßnahmen sensibler vorzugehen aus.

Begründung:
Die Mehrheit der Werberäte und Werberätinnen sieht im Hinblick auf den beanstandeten Werbespot von A1 den Ethik-Kodex der Werbewirtschaft, vor allem des Artikels 1.1. „Allgemeine Werbegrundsätze“ und des Artikels 1.3. „Gewalt“ nicht ausreichend sensibel umgesetzt.

Der TV-Spot wirbt für das 5G Netz von A1 und zeigt dabei einen in Not geratenen Freestyle-Skifahrer. Durch einen Videocall mit der Rettungszentrale konnte der Mann jedoch lokalisiert und schließlich von der Bergrettung aufgeseilt und sicher abtransportiert werden. Nicht nur die Bergung war erfolgreich, auch konnte ein Kontakt mit der attraktiven Bergretterin initiiert werden. Aufgrund dieser Darstellung kann eine Verharmlosung von Gefahrensituationen bei RezipientInnen erzeugt und zu unachtsamen und leichtsinnigen Verhalten animiert werden.

Der Österreichische Werberat spricht sich gegen eine Darstellung aus, die sicherheitsgefährdendes Verhalten fördert oder sogar romantisiert und empfiehlt daher bei der Gestaltung zukünftiger Werbemaßnahmen sensibler vorzugehen.

Im Detail wird der Ethik-Kodex nachfolgenden Kriterien nicht ausreichend sensibel umgesetzt:

Artikel 1.3. „Gewalt“ kommt unter folgendem Aspekt zur Anwendung:

1.3.1. b) Es dürfen keine Darstellungen und Aussagen erfolgen, die brutales, aggressives, asoziales oder gewalttätiges Verhalten abbilden oder zu solchen Verhaltensweisen ermutigen, diese fördern oder stillschweigend dulden, unabhängig von der Umsetzung (z. B. in der Form von Animation, Comics, Emojis und GIF's usw.).

Des Weiteren wurde eine Verletzung des Ethik-Kodex in Artikel 1.1. „Allgemeine Werbegrundsätze“ erkannt:

1.1.1. Werbung soll vom Grundsatz sozialer Verantwortung geprägt sein, insbesondere gegenüber Kindern und Jugendlichen vor dem vollendeten 18. Lebensjahr.

1.1.7. Werbung darf nicht durch anlehnende und nachahmende Darstellungen irreführen.


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Die A1-Werbung vermittelt das Bild, dass man sich in den Bergen einfach unverantwortlich verhalten kann, dann ruft man die Bergrettung und wird von einer schönen Frau gerettet und bekommt zur Belohnung auch gleich noch ihre Telefonnummer und ein Date dazu. Das fördert die Vorstellung, dass jede Bergtour ein All-inklusive-Ausflug mit Rückflug im Hubschrauber ist. Auch ich als Frau möchte in der Werbung nicht so dargestellt werden, dass jeder schöne Mann sofort meine Telefonnummer bekommt.


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Im alpinen Gelände wird ein unverletzter Schifahrer bei schönstem Wetter mit einem abgebrochenen Schi gezeigt. Ein Anruf genügt und die Bergrettung holt ihn ab. Das ist meiner Meinung nach nicht die richtige Einstellung, für einen Sachschaden eine Freiwilligen Rettungsorganisation zu beanspruchen. Hier wird eine Vollkaskomentalität gezeigt, die auf Rücken der Freiwilligen ÖBRD abgewickelt wird. Die ÖBRD ist für Unfälle da, und nicht für Bequemlichkeit.


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Diese Werbung mit dem Rettungshubschrauber auf dem Berg suggeriert, dass man mit einem Handy ohne jede medizinische oder sonstige Notlage ganz einfach eine Rettung mit den Helikopter einleiten kann. Das wird ohnehin schon zu oft gemacht. Diese Werbeeinschaltung verleitet mit sehr schönen Bildern geradezu zu solchen unnötigen Hilferufen, wobei dann oft die ganze Rettungskette aktiviert wird.


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Werbung für 5G Netz in den Bergen im ORF: Bei dieser Werbung wird einem vermittelt, es sei einfach egal wenn man in Bergnot gerät, und nicht einmal weiß wo man sich befindet!!! Einfach mit 5G Handy Berge scannen und so die Bergrettung mit Infos zu versorgen! Dies ist falsch, da selten ein Empfang in den Bergen vorhanden ist, und es schon gar nicht lustig ist sich in Bergnot zu befinden (verlieben in Bergrettungsfrau!) Immer wieder wird von den Bergrettern explizit gewarnt, sich mit der Tourenplanung, Ausrüstung und eigener Verfassung auseinander zu setzen! Diese Werbung verleitet genau zum Gegenteil!


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Sehr geehrte Damen,

sehr geehrte Herren!

Ich bin seit 40 Jahren Bergsteiger und bin wirklich irritiert wie der Mobilfunkanbieter A1 offen zur Leichtsinnigkeit im alpinen Raum auffordert. Diese Vollkaskomentalität ist jetzt schon häufig die Ursache für risikoreiche und unnötige Einsätze der Bergrettung und es nicht nachvollziehbar, warum das noch verstärkt wird.

Mit freundlichen Grüßen


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In der aktuell im TV ausgestrahlten Werbung wird ein alpiner Notfall als Datingplattform dargestellt. Die Leitstelle erkennt den Standort des In Not geratnen an einem Selfie Video, die Flugretterin ist ein Supermodel, das dem Geretteten dann ganz romantisch um ein Date bittet. Die erne Lage eines Alpinnotfalls wird hier vollkommen verzerrt dargestellt, und verharmlost. Im Gegenteil, er wird sogar als Datingplattform dargestellt. Unserer Bergrettung hat besseres zu tun, als liebestolle Jugendliche die das auch mal versuchen wollen vom Berg zu holen.


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Bei vielen Einsätzen am Berg werden Helfer außerst beansprucht und setzen sich großen Gefahten aus. Das solch unverantwortliches Verhalten auch noch durch Fernsehwerbung befeuert wird ist schlichtweg nicht einzusehen. Vor allem noch wenn es sich dabei um einen österreichischen Leitbetrieb handet zu teilweise in staatlichem Eigentum ist. Es wäre zu wünschen, dass die die "Kreativen Köpfe" hier ihrer Verantwortung bewußt sein. Es ist schade, wenn auch dort die Inflation der Verantwortung und Vernunft voranschreitet.