Ringturmverhüllung

19.06.2018


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Der Österreichische Werberat versteht sich ausschließlich als Selbstbeschränkungsorganisation für kommerzielle Werbung, die anhand des Ethikkodex der Österreichischen Werbewirtschaft geprüft wird.

Bei der eingebrachten Beschwerde handelt es sich um Bewerbungen von Kunst und Kultur.

Der Österreichische Werberat zeichnet nicht für die Zuständigkeit in diesem Bereich (siehe Verfahrensordnung Art. 2 (4)). 

Aus diesem Grund wird unser Beschwerdeverfahren nicht eingeleitet und der Fall hiermit abgeschlossen.

 


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Sehr geehrte Damen und Herren!
Meine Gedanken zur diesjährigen Ringturm-Verhüllung:
Gewalt und Terror machen täglich über verschiedenste Medien auf sich aufmerksam, niemand kann dem entgehen!
Wir wissen, was wir anleuchten und überdimensional in den Mittelpunkt stellen, wird verstärkt!
Diese Installation ist eine öffentliche – man kann sie nicht nicht sehen! Darin liegt der Unterschied z.B. zu Goyas Werk.
Wer soll aufgerüttelt werden?
Bitte bedenken Sie, Menschen sind heute durch die Informations- und Bilderflut psychisch immer mehr gefordert. Ich nehme an, es ist Ihnen bekannt, dass die Zahl psychischer Erkrankungen zunimmt.
Z.B.: Durch Krieg und Flucht traumatisierte Menschen brauchen keine Bilder von Gewalt und Zerstörung – sie haben sie erlebt!
Wer erklärt Kindern und Jugendlichen den gemeinten Sinn dieser plakativen Gewaltsszenen?
Viele erleben Gewalt in Gesellschaft und Familie.
Gewalt in der Sprache – das Zeitklima wird ganz allgemein rauer ...
Negatives als Realität zur Kenntnis zu nehmen und im Spannungsbogen zwischen Sein und Sollen das Gesollte anzuleuchten, wäre, meine ich, ein sinnvollerer Ansatz und hat nichts mit “Rosaroter Brille” zu tun.
Es gilt die Sehnsucht nach Frieden darzustellen, Leidketten zu sprengen und das KnowHow dazu an die Menschen zu bringen – ja, das wäre es!
Themen dazu gibt es genug – gerade heute, wo viele Staaten wieder beginnen sich voneinander abzuschotten, wäre es wichtig, auf die Kraft des Miteinanders in Sprache & Handlung mit einer Installation positiver Ausdruckskraft hinzuweisen ...
Danke fürs Überdenken der diesjährigen Verhüllung!


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Auf meinem Heimweg liess es sich heute nicht vermeiden, den verhüllten Ringturm von Herrn Helnwein zu registrieren. I saw this! Kann nur sagen: Ja leider! Ich bin nicht nur empört sondern ich finde es auch äusserst zynisch in Zeiten wie diesen, ein sogenanntes Kunstwerk im öffentlichen Raum unreflektiert zu präsentieren.
Die steigende Gewaltbereitschaft unter Jugendlichen bis hin zu Mord ist ja wohl Anlass genug, sorgfältig und um die grosse Verantwortung wissend, welche Signale man als Künstler sendet, mit dem Thema Gewalt umzugehen. Ein überdimenisonal dargestelltes junges Mädchen mit Maschinengewehr, das auf die fahrenden Autos zielt, ist ja wohl nicht dazu angetan, ein Statement gegen Krieg und Gewalt zu sein. Helnweins Bemerkung dazu:
„Ich wollte zeigen, in welcher Welt wir leben“
ist ja wohl zu billig als Erklärung, für seine Darstellung, die durchaus auch zu Gewalt animieren könnte, was sicherlich auch niemand ausschliessen kann. Wir alle wissen mittlerweile in welcher Welt wir leben und sind dass Kinder auf Kinder schiessen.
Dazu braucht es auch die Verhüllung eines Versicherungsgebäudes nicht, in dem jene Menschen arbeiten, die im weitesten Sinn für unseren Schutz sorgen.
Ein „Kunstwerk“ als schlechtes gefährliches Signal im öffentlichen Raum, das nicht nur ich ablehne.


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Sehr geehrte Damen und Herren!

1) Ende Mai habe ich folgende persönliche Schreiben an die Direktion der Wr. Städtischen verfasst:

Sehr geehrter Herr ! 

Sehr geehrte Frau ! 

Die zahlreichen Zuwendungen der Vienna Insurance Group und des Wiener Städtischen Versicherungsvereins für Kunst und Kulturprojekte sind ein wichtiger Beitrag zur kulturellen Identität unseres Landes und Europas. 

Es liegt mir fern den künstlerischen Wert der aktuellen Installation von Gottfried Helnwein am Ringturm zu beurteilen. Auch obliegt es nicht meiner Kompetenz, ob damit der künstlerische Anspruch gelungen ist, einen "flammenden Appell gegen Gewalt, Terror und Angst zu zeigen", eine "Anklage gegen Terror und Krieg" bildlich zu gestalten oder ob "die Unentrinnbarkeit des Schreckens durch die Ästhetik transzendiert und relativiert" werden kann - darüber werden sich Menschen unterschiedlicher Gemüter und Geschmäcker weiterhin streiten. 

Von Herzen bitte ich Sie als Mensch die aktuelle Verhüllung des Ringturms zu überdenken und sich Ihrer Verantwortung für eine enkeltaugliche Zukunft bewusst zu sein. 

Durch Schaffung plakativer Realität für Aggression und Gewalt kann die Installation gegenteilige Wirkkraft haben, als die vom Künstler vermeintlich beabsichtigte. Letztlich schaffen WIR so die Gewalt in der Gesellschaft, über die tagtäglich in den sozialen Medien berichtet wird.
Hat Kunst wirklich grenzenlose, wolkenkratzerhohe Freiheit, wenn sie das Leben nicht klar fördert, das Sie mit Ihrer Unternehmensgruppe sichern wollen?

Eine medial begleitete Bewusstseins-Reise mit frühem Abbau der Installation könnte von großer gesellschaftlicher Wirkkraft sein. Kurskorrektur ist ein mutiger Schritt mit Vorbildwirkung, kein Scheitern.

Dankbar fürs Überdenken!

Mit besten Grüßen,

 

2) Hier die Antwort der ,

, 6. Juni 2018 

Sehr geehrte Frau !

Ich danke Ihnen für Ihr Schreiben und Ihre Stellungnahme zur Ringturmverhüllung 2018.
Die Förderung von Kunst und Kultur und diese einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen, ist ein wesentlicher Bestandteil der Förderphilosophie des Wiener Städtischen Versicherungsvereins und der Wiener Städtischen Versicherung. Durch unsere Investitionen in Kunst und Kultur investieren wir in eine moderne, aufgeklärte Gesellschaft.

Der Wiener Städtische Versicherungsverein als Initiator und Förderer eines der größten Kunstprojekte im urbanen Raum, der Ringturmverhüllung, hat sich im Gedenk- und Erinnerungsjahr 2018 ganz bewusst für den österreichischen Künstler  entschieden.  ist einer der bedeutendsten, heimischen Künstler zeitgenössischer Art. Unsere Ringturmverhüllungen sind natürlich der subjektiven Interpretation der Betrachter unterworfen. Die Freiheit der Interpretation mit ihren individuellen Assoziationen ist ein Ausdruck der Meinungsvielfalt in unserem Land. Die Motive werden von den Künstlern entwickelt und sind Ausdruck ihres künstlerischen Schaffens. 

Heuer steht die Ringturmverhüllung im Zeichen der hundertjährigen Republik Österreich und ist ein Mahnmal gegen Kindersoldaten, Krieg und Terror, Angst, Unterdrückung und Gewalt. Demokratie und Meinungsfreiheit sind Güter von unschätzbarem Wert für die Gesellschaft. Sie sind aber nicht selbstverständlich, ebenso wenig, dass wir heute in einem wohlhabenden, freien Land in Frieden leben dürfen. Darauf möchte der Wiener Städtische Versicherungsverein mit der Verhüllung seiner Konzernzentrale aufmerksam machen.

Wir schaffen ein Bewusstsein dafür, dass in vielen Teilen der Welt, nicht unweit von Österreich, Terror, Unterdrückung, Angst und Krieg traurige Realität sind. Bitte seien Sie versichert, dass wir die Reaktionen auf die diesjährige Verhüllung sehr ernst nehmen, uns damit auseinandersetzen und reagieren. Ich hoffe sehr, Ihnen mit obigen Zeilen den Hintergrund zur diesjährigen Verhüllung – sowie die Idee dahinter, anlässlich der hundertjährigen Republik Österreich auf Gewalt und Terror auf der ganzen Welt aufmerksam zu machen –, näher gebracht zu haben.

Mit freundlichen Grüßen

 

3)Meine Antwort vom 11. Juni 2018

Sehr geehrte Frau !

Danke für die ausführliche offizielle Stellungnahme Ihrer Abteilung Konzernsponsoring.
Auf die Bedeutung der Kunst- und Kulturinvestitionen des Wiener Städtischen Versicherungsvereins und der Wiener Städtischen Versicherung sowie der geförderten Kunstprojekte hatte ich in meinem Schreiben an die Direktion der Vienna Insurance Group ja verwiesen. Dafür bin ich Ihnen sehr dankbar. Diese Beiträge stehen ebenso wenig zur Diskussion, wie die Arbeit des österreichisch-irischen Künstlers oder die künstlerische Freiheit per se. 

Zur Diskussion steht die Verantwortung für die Installation eines wolkenkratzerhohen Fotos, das in einem kunstfremden Kontext für Passanten nicht klar die Position für oder gegen Gewalt und Terror ausdrückt.

Mit der Ringturmverhüllung "I SAW THIS" haben sich die Verantwortlichen Ihrer Unternehmensgruppe der Aufgabe gestellt „...ein Bewusstsein dafür ...zu schaffen, dass in vielen Teilen der Welt, nicht unweit von Österreich, Terror, Unterdrückung, Angst und Krieg traurige Realität sind" – ein Auftrag, der von den sozialen Medien im In- und Ausland bereits tagtäglich erbracht wird. 

Braucht es dann die plakative Realität von Aggression und Gewalt in Wolkenkratzerhöhe, und das Risiko von Fehlinterpretation und/oder Materialisierung?
Warum nimmt die Vienna Insurance Group die Reaktionen auf die Ringturm-Installation 2018 „I SAW THIS“ nicht zum Anlass und Ausgangspunkt für Gewaltprävention in Schulen?
Mit derart geförderten Maßnahmen könnte dem befremdenden Kontext im öffentlichen Raum von Einwohnern, Gästen, Schulen und Versicherungsnehmern Sinn zuerkannt werden. Viele Schulen würden an dieser Aktion mitmachen und Sie sich Ihrer Verantwortung für ein fried-volles Miteinander in Österreich stellen.

Mensch sein heißt Bewusst sein und Verantwortlich sein, hat der Österreicher gesagt. Schön wäre es, wenn die Grundlage Ihrer Arbeit, nämlich Leben zu schützen und zu fördern, auch wieder das Fundament der PR Aktionen Ihrer Unternehmensgruppe sein könnte. 

Mit freundlichen Grüßen,

 

Sollte ich noch eine substanzielle Nachricht erhalten, darf ich Sie an den Werberat weiterleiten.

Danke für Ihre Mühen und beste Grüße,