Römerquelle-Plakat

02.05.2018


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Die eingebrachte Beschwerde wurde als offensichtlich unbegründet abgewiesen. Demnach stellt der ÖWR die Beschwerde ohne weiteres Verfahren ein (siehe auch Verfahrensordnung Artikel 9 (1), www.werberat.at/verfahrensordnung.aspx) .

Die Prüfung wurde von einem „Kleinen Senat“ (Artikel 9 (2)) durchgeführt und erfolgte auf Basis des Ethikkodex der Österreichischen Werbewirtschaft.


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S.g. Damen und Herren, "Typisch: mit dir beim Dinner, aber geht mit dem Kellner". Dieser Spruch aus der neuen Römerquelle Plakatkampagne ist in meinen Augen bestenfalls ärgerlich und schlimmstenfalls gefährlich: Das Subjekt dieses Satzes bleibt unausgesprochen, ist aber klar weiblich konnotiert – ohne die Idee der stereotypen "Kokette“, die Männern letztendlich eine "Belohnung" sexueller Natur schuldig bleibt, würde die Botschaft nicht funktionieren. Scheinbar reicht es nicht, dass der "male gaze" und "sex sells" in der Werbung visuell omnipresent sind, es müssen natürlich auch noch sexistische Einstellungen perpetuiert und gefestigt werden. Am vergangenen Montag hat ein Mann in Toronto mittels Lieferwagen mehrere Menschen getötet, vorwiegend Frauen, auf die er offenbar kollektiv (vgl. die Verwendung von "typisch" in der Kampagne) seinen Zorn über sein unfreiwillig jungfräuliches Dasein übertragen hat - angestachelt durch die frauenfeindliche Untergrundkultur "incel" - Bitte den Guardian-Artikel dazu studieren (ttps://www.theguardian.com/world/2018/apr/25/raw-hatred-why-incel-movement-targets-terrorises-women). Folgendes ist klar: eine Frau hat das Recht heimzugehen, mit wem sie möchte oder mit niemandem heimzugehen, egal mit wem sie zu Abend isst oder wer die Mahlzeit bezahlt hat. Warum dem Frust mancher Männer über diese Tatsache eine Plattform geben und damit auch das stereotype Bild der Frau als Kokette, die Männer für ihre eigenen Zwecke in die Irre führt und etwas schuldig bleibt, perpetuieren? Wer darüber reflektiert und wem Frauenrechte etwas bedeuten, kann so einen Spruch nicht unterhaltsam oder ansprechend finden. Wer ihn unreflektiert annimmt, wird in seinen sexistischen Einstellungen nur bestärkt. Ist Werbung das wert? Der Gedanke hinter diesem Werbespruch ist nicht in geringster Weise amüsant, sondern lediglich die "harmlosere" Alltagsvariante rückständiger, patriarchalischer und letztendlich gefährlicher Ansprüche, die Männer so oft an Frauen stellen. Und nachdem folgendes womöglich das einzige ist, was die Werbebranche annähernd interessiert: Sexismus ist nicht originell, kein bisschen "prickelnd". Der Wind weht jetzt anders. Es reicht. MfG