"Ein Ibumedianer kennt keinen Schmerz"

04.09.2014


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Die Ibumedianer-Kampagne der Agentur "Die Quadratur" ist hochgradig unsensibel. Die Art und Weise in der der nur oberflächlich betrachtet harmlose Spruch "ein Indianer kennt keinen Schmerz" verarbeitet wurde, sowie die Art der Darstellung indigener Nordamerikaner ist eindeutig als rassistisch und verallgemeinernd anzusehen. Vom kulturellen Hintergrund des deutschen Sprachraumes aus betrachtet, könnte man vielleicht im heroischen Unterdrücken von Schmerzen oder im geduldigen Ertragen von Leid etwas tugendhaftes vermuten. Was im Slogan an Entmenschlichung mitschwingt erkennen aber eventuell nur sensibilisierte oder der Ethnie selbst angehörige Menschen. Dass mutmaßlich viele die Brisanz des Inhaltes nicht wahrnehmen, weil sie keinen persönlichen Bezug dazu herstellen können, ändert nichts daran, dass die Kampagne Stereotype perpetuiert, die in vergangenen Jahrzehnten bereits überholt waren oder daran, dass Sie geeignet ist Leute zu verletzen. Amerikanische KollegInnen, die ich während einer Konferenz in Wien kennenlernen durfte, konnten jedenfalls kaum nachvollziehen, warum das Plakat bei uns keine Stürme der Entrüstung auslöst. "Ein Indianer kennt keinen Schmerz" ruft einem von Karl May und Konsorten fabrizierte Bilder in den Kopf: Wo etwa "ein Roter" am Marterpfahl stirbt und seine Peiniger verhöhnt indem er das Martyrium tapfer über sich ergehen lässt. Die lernen nämlich von klein auf, jede Demütigung und jede Verletzung stumm über sich ergehen zu lassen. Schmerz und Trauer zu empfinden sind ein wesentlicher Bestandteil des Menschseins. Dieses Empfindungsvermögen einer Ethnie in Bausch und Bogen abzusprechen ist an sich schon unerträglich. In weiterer Folge verharmlost das aber auch den vergangenen Genozid an Amerikanischen Ureinwohnern und legitimiert in gewisser Weise ihre fortdauernde Unterdrückung: Wie betroffen soll einen das denn machen? Die spüren doch keinen Schmerz. Dieser Slogan steht dann auch noch über einem Weißen der Federschmuck trägt. Ein headdress dieser Form hat in vielen Stämmen eine große spirituelle Bedeutung. Es ist nicht bloß ein Kleidungsstück, das man eben aufsetzen kann, sondern ausschließlich für hoch angesehene Älteste vorgesehen, die sich das Privileg den Kopfschmuck zu tragen verdienen mussten. Vergleichbar ist das in etwa damit, sich mit Papstkrone oder Ehrenverdienstzeichen fotografieren zu lassen. Das kann je nach Kontext natürlich unproblematisch sein. Hier halte ich es jedenfalls für unstrittig problematisch. Auch abseits der tieferen Bedeutung des Kopfschmuckes bleibt das Sujet schwer bedenklich. Stellen Sie sich in Analogie dazu vor, ein Schmerzmittel für Menstruationsbeschwerden wird von einer Vollverschleierten Frau beworben. Darüber steht: "Einer Ibumuslima geht es immer Prima!" Das würde auch keiner sehen wollen. Selbiges gilt uneingeschränkt für die Webseite: http://www.ibumedianer.at/ Sowie den Werbespot: https://www.youtube.com/watch?v=aC8RpJRPVc8


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Die eingebrachte Beschwerde wurde als offensichtlich unbegründet abgewiesen. Demnach stellt der Österreichische Werberat die Beschwerde ohne weiteres Verfahren ein (siehe auch Verfahrensordnung Artikel 9 (1),www.werberat.at/verfahrensordnung.aspx) .

Die genaue Prüfung wurde von einem „Kleinen Senat“ (Artikel 9 (2)) durchgeführt und erfolgte auf Basis des Ethik-Kodex der Österreichischen Werbewirtschaft.